IPC Marathon Worldcup London

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IPC Marathon Worldcup London

 

Liebe Sportfreunde und Sponsoren,

am Freitag, 22.4. reisten meine beiden Guides Florian Graser und Johannes Utz am Nachmittag mit mir zum Flughafen Frankfurt/Main, wo wir kurz vor 18:00 Uhr unseren Flieger nach London bestiegen. Um dort nicht unnötig auf Gepäck warten zu müssen und um sicher zu stellen, dass kein wichtiges Gepäck verloren geht, hatten wir alles für den Aufenthalt und den Wettkampf ins Handgepäck gepackt. Da am Airport in London wie immer viel Betrieb war, kamen wir etwas später an als geplant. Direkt nach Verlassen der Maschine empfingen uns zwei Helfer des Orga-Teams des London Marathon und brachten uns zum Heathrow Express, der uns bis Paddington Station fuhr. Von dort aus ging es mit einem Shuttle zum Tower Hotel, der offiziellen Unterkunft für alle Profis und geladenen Athleten des London Marathon. Hier konnten wir uns gerade noch rechtzeitig vor Schließung des Rennbüros registrieren und unsere Startunterlagen in Empfang nehmen. Anschließend ging es zum Carbo-Loading zum Italiener in der Nähe des Hotels.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am sehr sporttauglichen Büffet des Tower Hotels am Morgen, ließen wir uns vom Physio in der Para-Athletes Lounge noch die Beine lockern, bevor wir noch eine ganz kurze 2 km-Runde an der Themse entlang drehten. Anschließend stand vollständige Entspannung in der Waagerechten auf dem Programm. Abends um 18:00 begann das Technical Briefing, das für alle IPC-Athleten obligatorisch war. Dort musste das gesamte Wettkampfequipment inkl. Bekleidung und Verbindungsband vorgelegt werden, um es auf Regelkonformität zu prüfen. Im Gegensatz zu einigen anderen Nationen, gab es bei uns erwartungsgemäß keine Beanstandungen. Wir hatten das Regelwerk zuvor aufmerksam durchgelesen.

Am Sonntag kannte der Wecker keine Gnade mit uns. Bereits um 4:50 Uhr riss er uns aus dem Schlaf, da um 5:30 Uhr bereits das Frühstück begann. Um 6:45 Uhr mussten wir schon die Busse zum Transfer an den Start besteigen. Wer zu spät war, konnte nicht mehr rechtzeitig dorthin gelangen. Dies war nachdrücklich im Briefing so angekündigt worden. Leider meinte es das Wetter nicht gut mit uns. Bei leichtem Nieselregen mit frischem Wind zwischen 7 und 10 Meilen/h, der bis zum Nachmittag auf 10-14 Meilen/h auffrischen sollte, ließen uns die 4°C die Busse so schnell wie möglich besteigen. Es fühlte sich einfach nur eiskalt und ekelhaft an draußen.

Am Start angekommen, ging's schnurstracks ins schützende Zelt. Dieses war zwar etwas beheizt, doch die Heizung war auf solch kühle Temperaturen nicht ausgelegt, so dass wir uns direkt am Heizlüfter die Finger und den Rest des Körpers so gut wie möglich aufwärmen mussten, um nicht frierend zum Einlaufen aus dem Zelt zu gehen. Zum Glück hatte auch das Orga-Team erkannt, dass es außergewöhnlich kalt war und so durften wir bis zur Startlinie unsere Jacken anbehalten. Sie wurden durch Helfer erst ca. 2 min. vor dem Start eingesammelt.

Kurz vor dem Startsignal hörte zum Glück endlich der Nieselregen komplett auf. Wir hatten uns vorgenommen, eine Zielzeit von 2:53:00 als bestmögliche Zeit zu erreichen. Entsprechend dem Greif-Marathonrechner sollten wir folglich bis km 15 mit einer Pace von 4:09 min/km angehen, dann bis km 25 auf 4:02 min/km beschleunigen, um ab dann bis ins Ziel mit einer Pace von 4:06 min/km zu laufen. Der starke Gegenwind zusammen mit den kühlen Temperaturen machte uns diesen Plan allerdings schon auf den ersten Kilometern zunichte. Bis auf die Gefällstrecken war es bereits auf den eigentlich noch lockeren ersten 15 km etwas anstrengend, die Pace nicht deutlich zu unterschreiten. Wir hatten dadurch trotz einigen Gefällabschnitten nur die geforderten 4:09 min/km bei km 15 eingehalten. Beim Versuch, auf die 4:02er Pace zu beschleunigen stellten wir schnell fest, dass dies nicht für eine Distanz von 10 km funktionieren würde, ohne dann kurz darauf komplett einzubrechen. Je nach Stärke und Richtung des Windes liefen wir mit einer Pace zwischen 4:00 und 4:10 min/km bis zum Halbmarathonpunkt, an dem Johannes an Florian abgab. Zu diesem Zeitpunkt lagen wir bereits ca. 1 min. hinter unserem Plan. Dies entmutigte uns jedoch noch nicht, denn wir dachten, wenn wir nun die erste Hälfte der Strecke mit so viel Gegenwind gelaufen sind, würde uns auf der zweiten Hälfte der Wind umso öfter schieben und so den Zeitverlust wenigstens zum Teil kompensieren helfen. Ein Trugschluss, wie sich später herausstellen sollte.

Die zweite Hälfte der Marathonstrecke war durch einige teils enge Kurven, häufige kleinere Brückenquerungen und Unterführungen schon allein durch den Streckenverlauf nicht so schnell wie der erste Teil. Zudem wehte zwischen den hohen Häusern auf der Insel in der Themse ein noch kräftigerer Wind. Dies hatte uns bereits der Physiotherapeut des Orga-Teams prophezeit. Dummerweise kam er leider nie von hinten - zumindest hatten wir bis auf ein paar wenige ganz kurze Straßenabschnitte diesen Eindruck. Die geplante Pace von 4:06 min/km konnten wir deshalb leider ebenfalls nicht realisieren, sondern ich musste speziell nach km 30 und dann nochmal deutlicher nach km 37 Federn lassen. Teilweise lag die Pace auf den letzten 10 km nur noch bei viel zu langsamen 4:25 und zwischendurch sogar mal bei 4:30. Die Zeit zwischen dem Hannover-Marathon am 10. April und dem 24. April war mit nur 14 Tagen wohl doch deutlich zu kurz, um hinten raus noch anständig einen

Marathon laufen zu können. Zudem bemerkte ich etwa bei km 35, wie sich mein rechter Oberschenkel zu krampfen begann. Ansonsten fühlte ich mich muskulär noch recht fit. Schnell nahm ich bei der nächsten Verpflegungsstelle etwas Wasser zu mir, um einem Krampf entgegen zu wirken. Meine beiden 70g Gels waren bereits aufgebraucht. Nach 1-2 km begann sich der Oberschenkel wieder leicht zu lockern. Ich war wohl etwas dehydriert. Durch die kalten Wetterverhältnisse hatte ich nur wenig Durst verspürt und dadurch sicher zu wenig getrunken. Beinahe ohne einen Tropfen Schweiß vergossen zu haben, kam ich ziemlich entkräftet und mit schwerem Gang im Ziel an. Die Uhr zeigte dabei eine Zeit von 3:01:38 an.

Immerhin konnte ich gegenüber dem letzten Jahr noch während dem Wettkampf einen Gegner überholen und den Vorsprung auf ihn bis ins Ziel ausbauen. Dies gelang mir leider nicht mit dem direkt vor mir platzierten Amerikaner. Ihn hatten wir auf den ersten 10 km überholt, doch dann überholte er uns zurück und lief uns ab km 16 langsam aber kontinuierlich davon. Trösten konnte mich hier nur, dass wir im Nachhinein von ihm erfuhren, dass er eigentlich eine Zeit von 2:42 unterbieten wollte und dieses Ziel mit ca. 3 Std. deutlicher verfehlt hatte, als ich mein Ziel von 2:53 h.

Im Hotel angekommen stillten wir gleich Hunger und Durst am kleinen Büffet, welches das Orga-Team für die Elite-Athleten hatte aufbauen lassen. Nach der heißen Dusche zum Aufwärmen des ausgekühlten Körpers ging's gleich weiter zum Physio. Dieser lockerte mir vor allem den verkrampften rechten Oberschenkel und konnte der leicht geschwollenen Knochenhaut am linken Schienbein durch Akupunkturnadeln zu deutlicher Entspannung verhelfen.

Um 19:00 Uhr hatten bei den Profis die Kenianer allen Grund zum Feiern. Sie hatten bei den Männern den Streckenrekord deutlich verbessert und nur um wenige Sekunden einen neuen Weltrekord verfehlt. Das alles bei diesen Bedingungen. Eine wirklich außergewöhnliche Leistung, die nur durch gute Teamarbeit zu erreichen war. Entsprechend gefeiert wurde auch beim kenianischen Team.

 

Mein Ergebnis in Zahlen:

Gesamtzeit 3:01:38

Platz 11

 

An dieser Stelle möchten wir uns bei unseren Sponsoren für die gute Unterstützung bedanken, ohne die wir uns sicher nicht so gut auf den Wettkampf hätten vorbereiten können. Unser besonderer Dank gilt auch Marion Peters, der mitgereisten DBS Langdistanztrainerin. Sie hat uns rund um den Wettkampf bestmöglich betreut und uns so ermöglicht, uns besser auf den Wettkampf selbst konzentrieren zu können.

 

Sportliche Grüße,

Ralf Arnold